Labyrinthe
Eine Erzählung aus der Heimat
Beachtlich sind die zahlreichen Tierarten im Naturschutzgebiet, wobei besonders zu erwähnen sind: das Damwild, Reh- und Schwarzwild, Hase, Fasan und Rebhuhn, aber auch die weniger auffälligen Tierarten wie Marder, Iltis, Fledermaus, Igel, Eichhörnchen, Fuchs und Dachs sind im Naturparkgebiet beheimatet. Neben zahl- und artenreichen Singvögeln sind noch eine Reihe von Greifvögeln zu beobachten, so insbesondere Mäusebussard, Sperber, Roter Milan, Baum- und Turmfalke, Waldohreule, Waldkauz, Steinkauz und Schleiereule. Immer häufiger konnen nun auch der Graureiher und der Weißstorch beobachtet werden.
Daniel ging die Wellenburger Straße hinunter zum Anhauser Weiher, dem ersten einer ganzen Kette, die das Anhauser Tal löchrig und sumpfig macht. Er nahm den Weg westlich um den Tümpel herum, bis er sich nach rechts wandte, um spontan einer Forststraße zu folgen. Die bisher reine Fichtenschonung wandelte sich in einen schönen Mischwald, in dem Buchen das lichtfleckige Grün saftig dunkelten. Nach etwa zehn Minuten verließ er diesen Hohlweg nach halblinks und gelangte schließlich zu einer Weggabel, an der er stehen blieb.
Die Aufzählung der Sehenswürdigkeiten im Naturpark wäre nicht vollständig ohne den Hinweis auf die Zeugnisse vor- und frühgeschichtlicher Besiedlung.
Und Elegorn war des Weges und der Kriege müde. Er setzte sich auf einen Baumstumpf, wandte sein Gesicht hinauf zu der hitzigen Sonne des späten Widdar. Dann betrachtete er nachdenklich den vor ihm liegenden Scheideweg. Wohin er sich auch wenden würde, keiner der in den Wald geschlagenen Pfade würde ihn in die Heimat führen. Denn er hatte keine, sie war längst verloren. Und schau, da senkte sich eine verirrte Taube auf seine Schulter. Er schmiegte seinen Kopf gegen das gurrende Tier und weinte. Elegorn, der große Kämpfer der Inseln, der Bezwinger von Asha, der Grünen und Held von Fafnersaat, war einsam.
ich muss mal dumme wurzel hängengeblieben der hosenfall immer klemmt das gleiche mit wenn jetzt den neuen jeans jemand kommt aber außer mir ist wohl und latscht niemand so blöd bei der hitze im wald rum
„Ich werde ein Tagebuch in Gedichtform schreiben.“
gut das ist ein beim pinkeln guter gedanke habe ich immer die besten das erste gedicht einfälle wird die stille des waldes die blätter beschreiben erdrücken den laut so wird es was reimt sich auf laut beginnen scheiße auf die turnschuhe was gibt es ekligeres geschifft als warme pisse zwischen den da ist eine ameisenstraße zehen die erreiche ich noch im urin mit dem strahl der strahl gotttes ersaufen auch eine art in meinem urin zu sterben es gibt sicher schlechtere
„Wo habe ich meine Schultasche hingestellt?“
ach neben dem stift und papier baumstamm bevor ich den vers kein hauch an meinem ohr die haut ich fror vergesse ja klasse wollte ich mir nicht noch etwas was ist denn das aufschreiben zeugnis der kritische schüler das zeugnis verfolgte bla bla bla den unterricht religion eins mathe fünf im fach sport konnte der schüler nicht idioten warum benotet werden habt ihr nicht geschieben der ziegler dass er sich den verstand weggesoffen hat während wir ein jahr lang aber nein fußball spielten der schüler konnte nicht der baum benotet werden da ist ideal ich hänge es dran wie einen vielleicht steckbrief findet ihn eine kopfgeldjäger und setzt sich was bedeuten auf meine spur eigentlich die geschmierten blauen kreuze an alle fünfzig meter den bäumen ist einer sollen die gefällt werden oder ist das ein wanderweg für kurzsichtige
27. Juli, gegen Abend
die blätter erdrücken jeden laut, kein hauch kommt an mein ohr.
Streichelt sanft meine haut, so ich trotz der hitze fror.
ich wandte mich um und war allein, nur die tannen neigten sich
trunken von harz‘gem wein und ich fürchtete mich.
die sonne sandte ihre letzten Strahlen runter zu der erde,
lichtschwerter die verletzten, ich spüre, dass es nacht werde.
und scheiße oh die letzte strophe ist scheiße aber mir ist ich werde wohl heiß in der nähe übernachten da ist irgendwo die da habe ich schon buchkopfquelle einmal einen wandertag gemacht hab mich verlaufen und damals da kann ich pennen die polizei gesucht
*
„Schau mal, der Zettel da.“
„Wo?“
„Na, dort, an der Tanne, nein, wo siehst du denn schon wieder hin?“
„Ach, ja, das sieht aus wie — Hast du meine Brille?“
„In der Tasche. Warte, ich suche sie.“
„Einmal möchte ich wissen, was du alles in deiner Tasche hast.“
„Hier.“
„Wirklich ein Wunder, dass du sie gefunden hast. Das ist tatsächlich ein Schulzeugnis. Ist heute nicht der erste Ferientag?“
„Nein, morgen. Heute war der letzte Schultag.“
„Mein ich ja. Zeugnis der Fachoberschule in Augsburg. Für Daniel Sonnenberg.“
„Den kenne ich nicht.“
„Ja. Geboren ist er am neunzehnten März 19.., dann ist er jetzt auch neunzehn und in der 11. Klasse. Folglich müsste er, ja, er müsste einmal durchgefallen sein.“
„Ob er sein Zeugnis verloren hat?“
„Ruhe, ich lese.“
„Nehmen wir es mit oder lassen wir es hängen? Der arme Junge wird bestimmt danach suchen.“
„Was? Ach, das glaube ich nicht. Das Zeugnis hängt bestimmt nicht zufällig da. Aber hör doch mal: Der kritische Schüler folgte dem Unterricht meist aufmerksam und interessiert. Allgemein und im besonderen im Fach Mathematik ließ jedoch seine Arbeitsmoral zu wünschen übrig. Das Amt des Klassensprechers versah er mit Umsicht und Fleiß. Das ist eine wirklich schlechte Zeugnisbemerkung. Und erst die Noten! Hauptsächlich Vierer. In Religion hat er eine Eins, ausgerechnet. Und in Deutsch einen Zweier. Nicht gerade überragend. Dem Thomas hätte ich was erzählt, wenn damit nach Hause gekommen wäre. Ich hätte das Ding an seiner Stelle auch an einen Baum gehängt. Und mich selbst dazu.“
„Das ist ein Dokument.“
„Und ein wichtiges auch noch.“
„Ja, ja, mach dich nur lustig.“
„Nimm meine Brille und stecke sie zurück, aber so, dass du sie gleich wiederfindest, wenn ich sie brauche.“
„Nehmen wir das Zeugnis nicht mit? Wie könnten es doch mit der Post schicken.“
*
Daniel wachte sehr früh auf. Es fiel ihm schwer, in die Wirklichkeit zu finden. Er wusste nicht, was ihn geweckt hatte. Seine dünne Kleidung war voller Tau und feuchten Grasflecken, aber die Sonne, die durch die Stämme der Tannen zu seinem Schlafplatz herüber spähte, trug bereits die Wärme eines heißen Tages mit sich. Daniel riss zwei Seiten Gauss’schen Algorithmus aus seinem Mathematikordner und trat ins Gebüsch, um sich zu erleichtern. Hier schreckte er ein kleines Tier auf, das pfeifend ins Unterholz flüchtete. Er konnte nicht erkennen, was es war – ein Marder vielleicht? An der Buchkopfquelle wusch er sich und stillte trotz eines Warnschildes seinen Durst. Dann hockte er sich wieder in das feuchte, hohe Gras, das er in der Nacht niedergelegen hatte und genoss den jungen Morgen. Er schrieb ein Gedicht. Eine gute Stunde später schlenderte er den Weg weiter nach Burgwalden hinein, um im dortigen Gasthaus zu frühstücken.
28. Juli, sehr früh.
Wald
natürlich wäre hier nur
mein ekel.
aber die morgensonne
malt streifen
zwischen die fichten.
der tag erwacht.
vögel begrüßen den tag.
der necropole entkommen
fängt mich die romantik.
sitzen liegen das ist gehen nicht mein fall ich muss um nicht wieder gehen hereinfallen auf den alltag brüder grüßt mir die sonne brüder grüßt mir den burgwalder golfplatz im lichterschein
Der Weiler Burgwalden ist ein beliebtes Ausflugsziel inmitten der reizvollen Landschaft der Westlichen Wälder. Hier am Ausgang des Anhauser Tales bilden Wälder, Wiesen und Weiher ein reizvolles Bild. Die Siedlung Burgwalden entstand vermutlich im elften Jahrhundert durch Brandrodung und hieß bis 1513 Ettenhofen. Besitzer war das Augsburger Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra, das die Herrschaft an verschiedene Augsburger Handelsfamilien verlieh. An den Kirchenbau von 1513 durch Ambrosius Höchstätter erinnert eine Inschriftentafel an der Innenwand des hübschen Kirchleins, das nach dem Übergang des Besitzes an das Haus Fugger eine Erneuerung und im 18. Jahrhundert eine üppige spätbarocke Ausgestaltung erlebte. Reizvoller Stuck und bemerkenswerte Holzfiguren zeichnen den freundlichen und gutgepflegten Kirchenraum aus.
[Fortsetzung nächsten Sonntag …]
Eine Antwort auf „Labyrinthe – Eine Erzählung aus der Heimat (Teil 2)“
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