AKTUELL
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Das Brautpaar der Woche – Bonusfolge
In der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts – die Älteren unter meinen Lesern erinnern sich vielleicht noch, wenn sie nicht schon der gnädige Mantel der Demenz umhüllt -, da war der 23. April weder der Welttag des Buches noch der Tag des Bieres. Damals waren Tage einfach nur Tage. Und an einem…
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1977 – Ein Kirschbaum beendet meine Kindheit
Es war Manfreds liebstes Vergnügen, mich auf den alten Kirschbaum vor dem Miethaus zu jagen. Er nannte dieses Spiel »Katz und Hund«. Ich wusste, wenn ich es nicht rechtzeitig schaffen würde, in die Äste zu kommen, dann würde er mich beißen, in das Bein, in den Po, wo auch immer er mich eben erwischen würde.…
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1977 – Ein Schriftsteller beginnt
Manfred forderte mich völlig überraschend vor der Klasse heraus, als ich mich mal wieder als Schriftsteller aufplusterte: Ich solle ihn doch endlich mal eines meiner tollen Bücher lesen lassen, z. B. diesen monumentalen SF-Roman um den Raumfahrer Papadopulous Bykow, der zum Schluss sogar vor Gott steht, meinen spannenden Fantasyroman »Kampf um Utgard«, von dem übrigens…
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1977 – Ein Sommer in Berlin III
Ich kniete, nahm das Gewehr in Anschlag. Die schwitzige Wange an dem glatten, hölzernen Kolben, zielte ich auf den alten furchigen Kirschbaum, von dem viele Jahre später mein Großvater bei der Obsternte fallen würde – ein Sturz, von dem er sich nie mehr erholte. Ich sah das Weiße in den Augen meiner Indianerfeinde und schoss.…
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1977 – Ein Sommer in Berlin II
“Religion war ein fester Bestandteil im Leben der Großeltern. Als tägliches Ritual wurde vor jedem Essen gebetet, die Großmutter ging regelmäßig in die Kapelle und zu Bibelstunden, morgens beim Frühstück wurde ein Kalenderblatt mit Bibelzitat und längerer Auslegung gereicht, das zu lesen ich in meinen Sommeraufenthalten ebenfalls gezwungen war. In meiner Erinnerung ist der Genuss…
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1977 – Ein Sommer in Berlin
“Ich half beim Ausräumen dieser Möbel mit – da war ich schon Ende Zwanzig. Bei jener Gelegenheit wagte ich es zum ersten Mal, mich in den Sessel meines Großvaters zu setzen. Es war ein hässliches, abgewetztes, mit grünem Cord bezogenes Ding mit dunkelbraunen, hölzernen Armlehnen. Hier hatte ich ihn während meiner Ferien jeden Abend ab…