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Gartenimpressionen (4)

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Die Spinnen sind zurück, es ist ihre fette Zeit, bevor sie der Frost in die Ritzen und Keller treibt. Meine arachnophobe Gattin findet die achtbeinigen Krabbler furchtbar eklig. Ich habe Ehrfurcht vor ihren filigranen Schöpfungen, die den Garten in Titanias verwunschene Ruhestätte verwandeln. Als Kind fing ich oft Fliegen und verfütterte sie an diese geduldigen Jäger.

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Ich erwähnte es bereits: Mein Garten ist voller Frösche. Frösche gehen immer. Dieser beobachtet die Nachbarn beim Rasenmähen und bemerkt in seiner Gier nicht, dass der Herbst gekommen ist. Der Dunst der Frühnebel (die nahe Donau ist schuld) malt bis in den späten Mittag hinein den Himmel bleigrau und alle Farben sind stumpf und feucht. Doch die Nachmittage strahlen in einem kristallenen, klaren und scharfen Licht, als wäre der Garten in einen glitzernden und funkelnden Diamanten eingeschlossen. Die Waschküche der morgendlichen Nebelbänke hat die Welt gereinigt und zum Trocknen aufgehängt. Die Finger der tiefstehenden Sonne deuten auf die fettigen Katzenpfotenabdrücke auf den Fensterscheiben.

garten 4-3Fin de Siècle im Garten. Die Natur entwickelt den ranzigen Charme eines alten Sofas aus dem Antiquitätenladen, man ahnt noch die Schönheit des Sommers. Aber schon liegt eine Art todessüchtiger Schimmel auf den Blüten. Trotz aller Bemühungen der Blattläuse und meiner Unfähigkeit, Rosen aufmerksam wie ein Krankenpfleger zu umsorgen, blüht die teure Solitärrose noch einmal, sie ist dabei vor Anstrengung ganz bleich. Die Wangen einer Tuberkulosekranken…

Garten4-5Und da wäre noch die kleine, hundsgemein scharfe Paprikapflanze, die ich tatsächlich unbeschadet über den Winter brachte. Sie beugt sich unter der Last ihrer Früchte, die sie wie kleine Phalli aufgeregt in die Luft streckt. Echten Schafs- oder Ziegenkäse* würfeln, mit Rosmarinzweigen, Thymian, Pfefferkörnern, grünen Oliven, Knoblauchzehen, Schalotten und eben diesen Paprikaschoten in gutem Olivenöl einlegen und alles für zehn Tage an einem dunklen, kühlen Ort ziehen lassen. So kann man den Süden in Einweckgläsern gefangen nehmen.

Sollte man wegen des feuchten Wetters eine verstopfte Nase haben, einfach an der Spitze einer der Schoten nagen – das tötet jeden Virus ab.

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*Auf keinen Fall dieses aus Kuhmilch gewonnene, eklige Patros-Ersatzzeug nehmen; da könnte man gleich Styroporwürfel einlegen.

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