Gartenimpressionen (7)

In diesem Jahr ist das Frühjahr ein scheuer und zurückhaltender Gast, der sich rar macht. Aber nun will er offenbar doch etwas länger bleiben und gewinnt jeden Tag an Selbstvertrauen und Wärme. Der Garten glaubt noch nicht so recht an sein Glück. Die Pflanzen zeigen sich nur zögernd und es blühen in der Hauptsache diejenigen unter ihnen, die ich nie eingepflanzt habe.

Aber Frau Klammerle ist in ihrem Element. Frühlings-Putz-Alles-Neu-Erwachen!

Eine Ecke des Gartens, ein Beet, das an unsere Terrasse anschließt, ist ihr schon lange ein Dorn im Auge, da sein Abschluss etwas höher als die Steine der Terrasse ist und das Regenwasser dort nicht in Gras ablaufen konnte, sondern sich in der Ecke sammelte und diese grün veralgte*. Leichtsinnig schlug ich die Lösung vor, man könnte ja mal den vorderen Teil des Beets um fünfzig Zentimeter abzusenken. Ich hatte mal wieder vergessen, dass sich durch einen komplizierten Prozess zwischen Ohr und Gehirn für meine liebe Frau der Satzteil „Könnte man ja mal …“ immer wie „Das werde ich sofort machen …“ anhört. Während Frau Klammerle also am Dienstag die Gartenmärkte der Gegend auf der Suche nach zwei sich gegenseitig bestäubenden Säulenäpfeln unsicher machte, setzte ich mich nicht an meinen Roman, den die Welt braucht, sondern neue Begrenzungssteine auf ein Mörtelbett, ich grub, schaufelte, ebnete, versetzte Pflanzen und Büsche, während die Sonne lustig auf meinen gebeugten Rücken brannte.

Endlich ließ ich mich verschwitzt und mit Rückenschmerzen in einen Gartenstuhl fallen, öffnete mir ein wohlverdientes Feierabendbier. In diesem Augenblick kam Frau Klammerle freudestrahlend vom Shopping heim.

„Schau, was ich habe! Liegt im Kofferraum. Den wollten wir doch schon immer … Der freundliche Verkäufer hat ihm mir auch gleich ins Auto geladen.“

Die Rede war von einem 20 Kilo schweren Felsen mit einem gebohrten Loch in der Mitte, einem sogenannten Quellstein, den ich nun aus dem Auto in den Garten schleppen durfte, während meine liebe Frau vom Einkauf erschöpft mein Bier leerte. Tatsächlich hatte ich geäußert, man könne ja mal auf dem abgesenkten Gartenstück einen Brunnen installieren. Damit war auch meine Beschäftigung für die nächsten Tage festgelegt: Klammer baut einen Quellstein-Brunnen (großen Mörteleimer versenken, Pumpe, stabile Tragekonstruktion, Abflussgitter, Kieselsteine, Elektroanschluss, Bepflanzung, Seitenabschlussbegrenzung etc.).

Quellstein

Man beachte die Frösche und mein politisch nicht ganz korrektes Töpferkunstwerk links. (siehe auch: https://nikolaus-klammer.blog/2014/03/21/geschmackloses-rewind)

Nun hat der Garten eine Do-It-Yourself-Bauhaus-Hornbach-Designer-Feng-Shui-Meditationsecke, in der beruhigend und einschläfernd Wasser plätschert und Frau Klammerle ist für den Moment (fast) zufrieden gestellt.

Aber vielleicht könnte man mal …

PS. Heute abend findet übrigens unser erstes BRUNNENFEST statt. Wir grillen und genießen den ersten Spargel der Saison. Wer kommen möchte, ist herzlich eingeladen. Email genügt …

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* ‚veralgen‘ ist ein schönes Verb, fast so schön wie ‚enteisent‘. Ich veralge, du veralgst, wir veralgen …

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