
Diese steinerne, aus geschmolzenem Vulkangestein errichtete Wand war nicht durch eine Laune der Natur oder wie das Raue Gebirge durch den Druck der Großen Welle nach dem Sturz entstanden, sondern ein mächtiges, meilenlanges Bauwerk aus einer längst vergangenen Zeit, das zumindest in seiner Höhe einen Vergleich mit dem Südwall nicht scheuen musste. Auch hier im Norden hatte jemand eine Grenzmauer errichtet, die die Jahrtausende fast unbeschadet überstanden hatte, weil sie fast vollkommen unter Eis und Schutt begraben lag. War der Fjall Tud’AsQ etwaein Vorgängerbauwerk oder wie der gigantische Wall erst zweitausend Jahre später in der Zeit der Reichskriege entstanden? Wobei „erst“ ein etwas unpassender Begriff war, denn beide Daten lagen auch für Straif schier endlos weit zurück in einer vom Nebel der Jahrhunderte verschleierten Vergangenheit, über die er nur übertriebene und bruchstückhafte Geschichten kannte. Doch diese Mauer, unter deren Schatten er sich duckte, war keine tote Ruine. Sie strahlte Macht und Boshaftigkeit aus, als wäre sie gerade eben erst von ihren Erbauern verlassen worden. Wie einen Geruch dünstete sie dieses Böse aus dem spiegelglatten und speckig glänzenden Obsidian, aus dem sie errichtet war, aus. Sein Instinkt warnte Straif vor einer Gefahr, die größer war als die Eiswölfe, größer als alle Ungeheuer, denen er in den Überlebenden Ländern je begegnen mochte. Konnte diese Bedrohung der Grund sein, aus dem die Wölfe geflohen waren? Hatte ihre feine Witterung sie aufgenommen, ihr Instinkt sie gewarnt? Hatten sie das Böse gespürt, aber auch das Licht und die Wärme?
Dies ist die 7. Podcastfolge der 2. Season.
Sprecher: Nikolaus Klammer
Musik: Heinz Christian
Alle Rechte liegen bei den Künstlern