
Frau Klammerle und ich haben in den nächsten zweieinhalb Wochen gemeinsam Urlaub.
Über das nächste Wochenende vergnügen wir uns im Lechtal beim Wandern und Radfahren (falls das Wetter mitspielt), anschließend gilt es, die Hochzeit von Sohn Nr. 2 mitvorzubereiten (1). Nach der Feier urlauben wir dann noch eine knappe Woche am Bodensee. Danach hat uns der Alltag wieder und in den Geschäften gibt es Lebkuchen und Spekulatius zu kaufen und es wird Zeit, sich für den Winter vorzubereiten, der kalt, lang und teuer werden soll. Leider reicht es nicht aus, von den Sonnenstrahlen und den Geschichten zu leben, die ich im Sommer sammelte.
Da ich bereits seit drei Wochen frei habe, also gerade bei der Halbzeit meiner heißen Sommerauszeit angelangt bin, sollte man glauben, dass ich mich inzwischen gut erholt habe, voller Energie und gut gelaunt. Im Großen und ganzen trifft das auch zu; doch heute bin ich etwas übermüdet, weil Amy, die Katze am frühen Morgen mit einer Feldmaus ins Klammer’sche Schlafgemach geschlendert kam, ihre quicklebendige Beute dort “verlor” und sie bislang vergebens wieder einzufangen versuchte. Jetzt schlummert Amy von der wilden Jagd erschöpft in meinem Lesesessel und ich habe Mausefallen im Schlafzimmer ausgelegt. Man sollte vermuten, eine inzwischen 13 Jahre alte Katze würde irgendwann einmal das Mausen lassen und ruhiger werden. Tja …
Ich habe mich im Vorfeld des Urlaubs entschlossen, nicht einfach in den Tag hineinzuleben und die Zeit zu verplempern, sondern mir einen genauen Plan für den August gemacht (ADS, ist ja bekannt). Wenn ich meine “Jugend” verschwende und verbummle, gleichen die Tage feinem Wüstensand, der umso schneller durch meine Finger rinnt, je mehr ich mich bemühe, ihn festzuhalten. Die Tage werden einfach länger, wenn ich sie verplane und mit Inhalten fülle. Deshalb stehe ich auch im Urlaub morgens um 07:00 Uhr oder früher auf, nehme noch vor der Morgenwäsche eine Tasse Kaffee und einen Trinkjoghurt zu mir, während ich durch die Süddeutsche blättere und schnell das Sudoku löse und schaue, was sich in den sozialen Medien getan hat. Dann schreibe ich bis in den frühen Nachmittag (zuhause oder in einem Café in Augsburg); nehme meinen Podcast oder ein Video auf und bearbeite sie für eine Veröffentlichung, mache Werbung für meine Literatur und meine Bücher. Mein Ehrgeiz ist es gerade, jeden Tag etwas zu produzieren und über das Internet zu verbreiten. Bis heute ist mir das tatsächlich gelungen und ich habe vor, den ganzen Monat so weiter zu machen, obwohl das Interesse an meinen Sachen von Tag zu Tag spürbarer abnimmt, diesen Blog niemand liest, es auf Instagram und Facebook kaum “Likes” und Kommentare gibt, die Followerzahlen stetig sinken, der Podcast nicht gehört, die Youtube-Videos mit meinen Lesungen nicht gesehen und meine Bücher nicht gekauft oder gar rezensiert werden. (2) Anschließend stehen Haus- und Gartenarbeiten an, wenn es nicht zu heiß ist. Ich lese, spiele am PC, kaufe ein, bereite das Abendessen vor. Wenn sie nicht arbeiten muss, sitzen Frau Klammerle und ich den Rest des Tages mit einem Glas Wein auf unserer Gartenterrasse und wir unterhalten uns, bis uns die Kühle der Nacht oder die Mücken ins Innere treiben. Wir sehen noch ein oder zwei Folgen der Serien, die wir streamen. Machmal treffen wir jemanden, gehen in einen Biergarten, manchmal machen wir Ausflüge.
Auf diese Weise sind die meisten Tage der letzten Wochen vergangen und mir gefällt genau dieser Rhythmus. Bald werde ich ihn wieder ändern müssen und meine tägliche Arbeit in dieses Gerüst einpassen müssen. Im Moment ist dies aber genau die Art wie ich leben will und wie ich später meine Rentenjahre und die Ewigkeit verbringen möchte. Allzu lang ist es ja auch nicht mehr hin …

(1) Dies ist allerdings in der Hauptsache Frau Klammerles Aufgabe. Sie ist die Tochter eines gelernten Konditors und sie hat sein Talent geerbt. Voller Begeisterung beschäftigt sie sich seit mehreren Wochen mit der Produktion der perfekten Hochzeitstorte, die das Brautpaar bei ihr bestellt hat. Sie wälzt Backbücher, blättert in Rezeptheften, sucht in der Stadtbücherei und im Internet nach gelungenen Rezepten und testet sie. Eifrig backt sie Tortenböden, rührt Teige, Nuss- und Fruchtfüllungen an und testet Beläge, Dekorationen, süße Ummantelungen. Dies hat für mich den Vorteil, dass ich immer wieder als Vorkoster fungieren darf, was ich bereits ein wenig auf der Waage bemerke. Im Herbst werde ich wohl wieder ein wenig fasten müssen. Mir schmecken alle ihre Erzeugnisse, aber bis jetzt ist sie noch nicht komplett zufrieden mit den Ergebnissen. Sie denkt allerdings, sie sei nun auf dem richtigen Weg – es soll eine mehrstöckige Mango-Maracuja-Torte werden. Ursprünglich sollte das Gebäck so wie das Hochzeitsessen vegan werden, aber diesen Gedanken hat sie verworfen. Vieles geht ohne Milchprodukte und Eier – aber guter Käse und ordentliche Torten gelingen mit den Ersatzprodukten einfach nicht. Gerade eben ist sie dabei, lautstark mit der KitchenAid den nächsten süßen Versuchsballon anzurühren, um ihn anschließend in den Ofen zu schieben.
(2) Ich weiß, ich soll nicht jammern, aber ich kriege meine Bücher nicht einmal an die Frau, wenn ich sie verschenke. Diese Klage mag vor allem die Handvoll an wertvollen Menschen nicht, die sich für meine Literatur interessieren. Die gibt es durchaus und nur wegen euch mache ich eigentlich noch weiter. Danke!