Mittwoch, 21.07.21
Heute Morgen war es ziemlich kalt in meinem Gärtchen; der Tau lag in dicken Tropfen auf dem Gras und den Terrassenmöbeln. Die jungen Diedorfer Störche (wir haben hier inzwischen eine Kolonie mit vier Nestern und etwa zehn Jungtieren) übten in der Höhe ihre Kreise. Zwar hat dieser schier endlose Zeitschleifen-, Regenbogen- und Gewittersommer der letzten Wochen (Monate?) einem zumindest bis Samstag stabilen Hoch Platz gemacht, aber der Juli ist wie der Juni und wie der Frühling ersatzlos ausgefallen. Die Sonnenblumen und Echinaceen haben zu blühen begonnen, die Kürbisse und Tomaten reifen auf dem Hochbeet. Ein wohlbekannter Duft, ein würziger Geschmack und durchsichtiges Licht liegen in der Luft: Aus dem Regenloch kam nicht der Sommer, sondern der Herbst gekrochen.
Und ich bemerkte heute Morgen beim Umsehen in meinem Gärtlein auch mit plötzlichem Erschrecken, dass es für mich endlich Zeit wird, so bald wie möglich den jährlichen Urlaub zu beginnen, bevor die Tage immer kürzer werden und man bei den Discountern Lebkuchen, Zwetschgendatschi und neuen Suser kaufen kann. Und es ist höchste Zeit! Für mich als Autor ist jetzt Jahresende, im Sommer sind alle mehr Körper als Geist und das ohnehin schon mangelnde Interesse an meiner Kunst kommt vollkommen zum Erliegen. Meine Literatur eignet sich leider auch nicht zur leichten Urlaubslektüre. Ich werde in den nächsten Tagen noch die eine oder odere Lesung einsprechen (1), aber dann pfeife ich das Spiel ab. Ich werde mich für die nächsten zwei Monate aus dem Internet zurückziehen, meinen social-media-Kramladen schließen und nur noch im Notfall auf E-Mails und Whats-App-Nachrichten reagieren (2). Analoge Arbeit, die keine Ablenkung duldet, steht an. Das Kerngeschäft muss im Vordergrund stehen; der vierte Band meiner fünfteiligen Geltsamer-Trilogie will zuende geschrieben und korrigiert werden; denn ich will den Roman noch in diesem Jahr veröffentlichen, auf den nicht wenige meiner Leser seit drei Jahren mehr oder weniger ungeduldig warten.
Selbstverständlich ist auch längst ein längerer Urlaub geplant. Frau Klammerle und ich werden uns zum ersten Mal seit November 2019 wieder ins befreundete Ausland wagen und einen längeren Wanderurlaub zuerst in Österreich (Kaunertal), dann in Südtirol (Stilfser Joch) unternehmen. Weiter in den Süden haben wir uns nicht gewagt und so muss das geliebte mare nostrum ein fernes Sommermärchen bleiben, eine unerreichbare, süße Sehnsucht, die im Herzen wie eine Nadel sticht.
Trotzdem: Es wird herrlich werden. Vielleicht schicke ich euch ja mal eine Postkarte. Seid ruhig ein wenig neidisch.
Und nun schicke ich zum Abschluss herzliche Grüße aus meiner Schreibklause. Ihr wisst ja, vor dem Spiel ist nach dem Spiel. Vielleicht bleibt mir ja der oder die eine oder andere von euch über meine Sommerpause hinweg treu und wir sehen und hören uns im Herbst wieder.
Euer Nikolaus
2 Antworten auf „21.07.21 – Aus! Aus! Das Spiel ist aus.“
Schönen Urlaub wünsche ich dir!
Danke. Aber jetzt wird erst einmal der 4. Geltsamer-Roman zuende geschrieben. Grüße.