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Gedankensplitter

Donnerstag, 07.03.19

Donnerstag, 07.03.19

Ich komme gerade vom Diedorfer Wertstoffhof zurück, wo ich mein altes Arbeitszimmer entsorgte. Dort gibt es die sog. „Bücherinsel”, auf der ein paar rührige Rentner weggeworfene Bücher aus dem Altpapier retten, nach Genre sortieren und dann alphabetisch in alten Wohnzimmerschränken sammeln. Wer Lust hat, kann sich dort bedienen. Für mich ist das äußerst kontraproduktiv. Ich bringe zwei Bücher hin und schleppe fünf wieder heim.

… apropos Wertstoffhof. Dort fühle ich mich immer wie ein Schüler, dem es irgendwie nie gelingt, seine Lehrer zufriedenzustellen. Ich werde dort immer von den Wertstoffhofarbeitern angerüffelt und anschließend während meines restlichen Aufenthalts misstrauisch beäugt, weil ich wieder einmal meinen Müll in den falschen Container leeren wollte. Also gut, ich bin lernfähig. Alte CD’s gehören nicht in den Plastikmüll, sondern in eine gut versteckte graue Abfalltonne. Weiß doch jedes Kind!

*

Frau Klammerle und ich haben also entrümpelt, weggeschmissen, aussortiert, geputzt, mein Arbeitszimmer neu gestrichen, haben neue Möbel gekauft, aufgebaut, eingeräumt, noch einmal geputzt. Fünf Tage haben wir dazu gebraucht, aber jetzt sind wir fertig – vollkommen fertig. Nun sitze ich gerade an meinem Schreibtisch und weiß nicht so recht, wie ich das Ergebnis finden soll … Alles ist so neu, so sauber und riecht penetrant nach weißer Farbe. Es ist ein steriler und nüchterner, ja, unpersönlicher Raum geworden und ich weiß noch nicht so recht, ob ich in ihm schreiben und dichten kann. Aber unordentlich wird er mit der Zeit wieder von selbst, fast ohne mein Zutun. Entropie nennt man das.

Beim Aufräumen habe ich auch eine Bleistiftzeichung von mir gefunden, die mir die Künstlerin Dagmar Herrmann vor einigen Jahren geschenkt hat. Sie sieht mir nicht allzu ähnlich, da die Malerin mir noch nie persönlich begegnet ist, sondern aus der Phantasie arbeitete (Ich habe leider nicht die sinnlichen Lippen von Jassir Arafat). Dennoch stellt sie recht gelungen meine griesgrämige Stimmung dar, wenn ich mal wieder von meiner Erfolglosigkeit als Autor gefrustet bin.

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