Zwei analoge Wochen

Nun ja. Die Wetteraussichten sind eher medioker bis saumäßig. Es soll in der nächsten Zeit in Südtirol ziemlich wolkenverhangen und regnerisch sein (1). Aber hat nicht mein Vater immer gesagt, dass es kein schlechtes Wetter, sondern nur eine schlechte Ausrüstung gebe? (2) Und er muss es eigentlich wissen, denn schließlich war er in jungen Jahren ein weitgereister Bergsteiger, der so berühmte Gipfel wie den Montblanc, den Ararat, den Kilimandscharo, den Popocatepetl und dazu auch einige 7000er im Himalaya erklommen hat – und das meist bei miesem Wetter.

So hoch hinaus wollte ich bei meinem obligatorischen Herbsturlaub nicht, der Frau Klammerle und mich – wieder einmal – ins eigentlich auch Anfang November sonnige Vinschgau führen wird; aber verwöhnt vom endlosen Sonnenschein dieses Jahres muss ich schon zugeben, dass ich ein wenig enttäuscht von den feuchten Aussichten bin. Meinen neuen Wanderführer habe ich mir in der letzten Woche wohl umsonst gekauft. Aber die von Frau Klammerle ausgesuchte Ferienwohnung im Martelltal hat zwar keinen Fernseher, aber eine große Wellness-Anlage mit Innenpool, dafür keinerlei Internet und ist ziemlich abgelegen und einsam. Wir werden also eher ruhige und stille Tage dort verbringen, wenig wandern, sondern viel lesen, Brettspiele spielen, reden, gut essen gehen oder italienisch kochen, ausspannen und eventuell mal einen Abstecher nach Meran (3) oder in die nahe Schweiz unternehmen. Meiner Ehe, die nun schon über 30 Jahre hält und mindestens noch einmal so lange dauern soll, tun solche Tage wirklich gut. Sie sind die Tankstelle, an der wir den Benzintank unseres Ehe-Vehikels wieder füllen.

Mein Smartphone (4) werde ich ganz bewusst daheim liegen lassen. Ich will mal wieder vollkommen analog sein, was mir im Sommerurlaub nicht einmal annähernd gelungen ist. Ich werde am 4. Geltsamer-Roman weiterschreiben, die Schlusskorrektur meines Ende November erscheinenden Romans „Die Wahrheit über Jürgen“ (5) durchführen und endlich die Erzählung „Heilende Wasser“ (6) fortsetzen. Mal sehen, wieviel davon ich schaffen werde und wie oft ich mit den besten Vorsätzen und mit Papier und Bleistift bewaffnet auf einer Saunaliege sanft entschlummern werde.

Der Blog – ihr seid das ja schon von mir gewöhnt -, wird wie ich eine Zeitlang ruhen. Vergesst mich nicht vollkommen. (7)

Bis bald und viele herzliche Grüße, Nikolaus


(1) Falls ihr nicht mehr wisst, was Regen ist: Das ist so eine durchsichtige Flüssigkeit, die aus niedrighängenden, dunkelgrauen Wolken fällt. Ihr müsst euch das so ähnlich wie unter der Dusche vorstellen. Früher, als ich noch ein Kind war, regnete es eigentlich das ganze Jahr.

(2) … also gut, ich gebe/gäbe es zu: Bei solchen Konjunktiv-Sätzen verlassen mich meine ansonsten recht zuverlässigen Deutschkenntnisse. Ich weiß nie, ob ich in diesem Fall „gebe“ oder „gäbe“ schreiben muss. Ich gebe/gäbe einiges, wenn mir mal jemand Schlaues die Regel für mich verständlich erklären könnte.

(3) Hans-Dieter Heun hat mir mal glaubhaft versichert, Meran besitze ein sogenanntes „Mikroklima“. Dort sei das Wetter immer gut, auch wenn es in ganz Südtirol regnen würde. Tatsächlich war ich schon mehrmals bei strömendem Regen in dieser Stadt. Ich nehme an, HD hat mir mal wieder einen Bären aufgebunden – er ist nach mir der größte Mythomane, den ich kenne.

(4) Ich habe mir erst vor zwei Jahren auf Druck von Frau Klammerle eines angeschafft, weil sie wollte, dass ich sie erreichen kann, falls ich mal auf der Autobahn im Stau stehe. Jetzt stehe ich zwar oft stundenlang auf der A8 und starre aphatisch in die Rücklichter meines Vordermanns, wenn ich von meinem Brotberuf heim nach Diedorf fahre, aber Frau Klammerle ist telefonisch nie zu erreichen, weil sie ihr Gerät entweder stummgeschaltet hat oder gerade in ein stundenlanges Telefonat verwickelt ist. Ich verweigerte mich jahrelang dieser Technik, denn kenne mich gut und weiß ganz genau, was für eine große Suchtgefahr für mich von so einem Smartphone ausgeht. Tatsächlich ist das Ding jetzt so eine Art von juckendem Hautausschlag, an dem ich ständig kratzen muss, auch wenn ich ganz genau weiß, dass ich das besser lassen sollte. Wie alle Handy-Süchtigen lasse ich mich dauernd von meinem Gerät ablenken und verschwende viel zu viel Zeit mit dem Ding. Vielleicht habe ich ja Glück und es geht bald kaputt.

(5) Ich habe den Roman zu drei Vierteln im Lauf dieses Jahres bereits in inzwischen 36 Fortsetzungen hier vorveröffentlicht. Diese Leseproben werde ich bald vom Blog löschen. Wer den Schluss von „Die Wahrheit über Jürgen“ lesen möchte, muss sich schon das Buch kaufen.  😉

(6) Den Anfang kann man hier lesen. Das nur der Vollständigkeit halber, denn ich weiß ja genau, dass niemand diesen Link anklicken wird.

(7) Ich bin einfach ein Fußnoten-Fetischist, aber das muss noch gesagt werden: Kauft meine Bücher, es lohnt sich für euch und ich kann mir dann noch mehr Urlaube leisten und noch mehr Urlaubsankündigungen mit noch mehr Fußnoten schreiben. Hach!

5 thoughts on “Zwei analoge Wochen”

  1. Meines Wissens nimmt man für den Konjunktiv immer „gäbe“. So stehts wohl auch im Duden. 😉
    Und wenn es nun gutes trockenes Wetter gäbe, könntest du doch Wandern gehen. Viel Spaß im Urlaub und gute Erholung!

  2. P.S. Eine Möglichkeit mit „gebe“ müsste so lauten: wenn es im Urlaub gutes trockenes Wetter geben würde, …

  3. Hallo David, danke für die schnelle Antwort. Ich bin mir da mit der ÄÖÜ-Regel nicht so sicher wie du, denn m. E. ist der Konjunktiv I. von „geben“ in der indirekten Rede „gebe“ und nicht „gäbe“, da er auf etwas existierendes und nicht auf eine Möglichkeit hinweist. (Sie sagte, es gebe Kuchen.) Tja …

    Grüße, Nikolaus

    P.S. Der sehr zuverlässige Südtiroler Wetterdienst geht von Dauerregen bis einschließlich Dienstag aus – aber wie gesagt: Es gibt ja Alternativen zum Wandern.

    P.P.S. Du scheinst mir auch ein Freund von Fußnoten zu sein. Willkommen im Club.

  4. Vielleicht ist das der Unterschied, gebe wird verwendet, wenn es etwas gibt und gäbe, wenn es etwas geben könnte. In deinem Beispiel könnte man ja auch sagen: Sie sagte, es gibt Kuchen. Will man aber ausdrücken, dass es den doch nicht gab, weil er verbrannt war und die Gastgeberin den Gästen diesen nicht zumuten wollte, nimmt man: Sie sagte, es gäbe Kuchen. Aber dann mussten wir hungern, weil er missraten war. 😉

    Fußnoten nicht direkt, aber Nachbemerkungen, wenn mir nach dem Abschicken eines Kommentars noch ein Gedanke einfällt. 🙂

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