Der Pfingsturlaub eines Schriftstellers

gestern – heute

Es soll ja tatsächlich neben mir selbst noch weitere Menschen geben, die ab und an diesen Blog besuchen, weil sie sich für die Texte interessieren und mir nicht die Kommentarfunktion mit irgendwelchem Rotz vollspammen wollen. Sie sind in der Minderzahl, aber daran bin ich seit nun fünf Jahren gewöhnt. Ich führe diesen Blog ja in erster Linie als Teil meines Arbeitsprozesses als Autor.

Ich finde es entsetzlich langweilig(1), wenn ein Autor über das Schreiben schreibt (oder den horror vacuii, der m. E. nur eine weinerliche Ausrede ist), aber ich werde es jetzt auch einmal kurz tun, denn ich wurde gefragt, warum ich meine Romane hier Woche für Woche in Fortsetzungen poste, die ja eh niemand liest.

Hier arbeite ich am Geltsamer …

Ich arbeite nach folgendem Schema: Der  erste Entwurf erfolgt handschriftlich in eines meiner karierte Notizbücher, pro Tag schreibe ich etwa 2000 bis 2500 Wörter, selten mehr. Ich habe für jedes Romanprojekt ein eigenes Heft. Auf diese Weise entstehen in Manuskriptform pro Schreibtag etwa 10 spätere Buchseiten, eher weniger. (2) Im nächsten Schritt tippe ich die entstandenen Texte aus dem Notizbuch ab (Ich benutze dazu die LibreOffice, die ich Word und anderen Textverarbeitungsprogrammen vorziehe). Die ursprünglichen Entwürfe werden dadurch meist etwas länger. Der nächste Schritt findet dann hier auf dem Blog statt. Ich poste das Stück als Fortsetzung und überarbeite es am Bildschirm noch mehrmals. Wenn der gesamte Text auf diese Weise einmal komplett auf „Aber ein Traum“ erschienen ist, erfolgt im Anschluss  das Überarbeiten und die Lektorieren dieser „Betaversion“ für die Buchausgabe, deren Probeexemplar dann noch einmal von meinen Freunden nach Fehlern untersucht wird. Es ist erschütternd, wie viele Tippfehler, Wortwiederholungen und verunglückte Formulierungen dann noch stehenbleiben und erst langsam in der 3. oder 4. Ausgabe ausgebessert werden.

Trotzdem ist es mir auf diese Weise möglich, 2 Romane im Jahr zu schreiben und meine kleine Werkausgabe wächst.

Beim 3. Teil von „Dr Geltsamers erinnerte Memoiren: Das Gulag des Dr. Krakow“ werde ich mit dem Rohentwurf bald fertig sein und zwar – wie ich hoffe – bereits in den nächsten Wochen, in denen ich Urlaub auf Kreta machen werde. Dieser Blog ruht so lange. Ich bin also weit, weit weg; von einem kleinen Appartement an der Nordwestküste der griechischen Insel aus wandern, Kultur bestaunen und im mare nostrum planschen und gleichzeitig im Jahre 1951 in einem sibirischen Gulag, in dem Ungeheuerliches geschieht. Es ist übrigens das erstemal seit 18 Jahren, dass ich wieder einmal Griechenland besuche, obwohl es früher mein Lieblingsurlaubsziel war – Italien liegt mir inzwischen in jeder Hinsicht näher. Deshalb gibt es jetzt auch kein aktuelles Foto, sondern einen alten Schnappschuss, den Frau Klammerle bei unserem ersten Urlaub auf dem griechischen Archipel machte. Es zeigt den Autor 1986 als jungen Mann, der gerade an seinem ersten Roman „Das Spiel“ (3) arbeitete – so arg habe ich mich gar nicht verändert und ich hoffe, Hellas hat das auch nicht.

Das Foto ist ja noch schneller gealtert als ich …

θα σας δω σύντομα και πολλά χαιρετισμούς,

Euer Nikolaus

 


(1) Gut, noch langweiliger finde ich es, über Träume zu schreiben oder welche beschrieben zu bekommen. Gott, ist das fade!

(2) Eine durchschnittliche Glosse auf meinem Blog ist etwa 800 Wörter lang; die Roman-Fortsetzungen haben 1200 Wörter.

(3) Von diesem nie ganz fertig geschriebenen Anfängerstück, dessen 2. Teil auf Mykonos spielt, gibt es hier auf dem Blog nur ein paar Bruchstücke zu lesen, der Rest ist zu halbgar. Allerdings habe ich manche Abschnitte später an anderer Stelle recycled. Merke: Schmeiße nie etwas weg, das du geschrieben hast.

 

6 thoughts on “Der Pfingsturlaub eines Schriftstellers”

  1. Also ich fand diesen kleinen Einblick ungeheuer spannend und bedanke mich dafür! Des Weiteren wünsche ich schon mal viel Spaß und reichhaltige Inspiration auf Kreta! 🙂 VG David

  2. Das wäre auch ziemlich schlecht für all die Autoren im Internet, wenn sie so wären wie ich, denn die meisten ihrer Blogs drehen sich ja um das Schreiben über das Schreiben (bzw. über ihre Schreibblockaden). Ich zumindest arbeite in der letzten Zeit lieber an meinen Texten; in den Anfangsjahren von „Aber ein Traum“ war das noch anders. Aber es freut mich, wenn dich dieser kleine „Werkstattbericht“ interessiert hat.

    Ich hoffe, auch auf dich warten ein paar gelungene und inspirierende Pfingsttage. Bis bald, Niklas

  3. Uiiii Urlaub, na das ist aber schön! 😊
    Ich finde es total spannend, dass du wirklich alle Bücher zunächst handschriftlich verfasst! Das ist echt selten geworden und auch, wenn ich selbst ein absoluter handschriftler bin… Bei ganzen Romanen schaffe ich das nicht^^
    Und generell ist dein ganzes Vorgehen sehr strukturiert und nachvollziehbar, wirklich ein spannender Einblick, danke^^
    Ich wünsche euch dann einen ganz wundervollen Urlaub, genießt Griechenland, da will ich ja auch bald endlich mal hin 😍
    Wirst du eigentlich auch im Urlaub an dem Roman arbeiten, oder gönnst du dir komplett Pause?

    Ganz liebe Grüße von der Luna ❤️

  4. Geht mir (freilich!) wie David, auch ich liebe Werkstätten und den Blick hinein. Völlig recht gebe ich Dir jedoch in der entstehenden Langeweile, werden Träume erzählt oder beschrieben. Ich bin jedesmal wieder höchst erstaunt, wie „spannend“ das viele finden …
    Viel Spaß, Erholung, Erfolg, Kreativität, Sonne, Wasser & Wein auf Kreta!

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