Nikolaus Klammer Alltägliches,Aufreger,Der Autor,Glosse,Kolumne,Leben,Literatur Der Freitagsaufreger (34) – Das Fotobuch – Teil 1

Der Freitagsaufreger (34) – Das Fotobuch – Teil 1

[Es ist mal wieder an der Zeit für den Freitagsaufreger, meine beliebte Kolumne, die ich im Herbst als Buch herausgeben will.]

No. I will not fix your computer for free!

Ich verdiene meine Brötchen nicht mit dem Schreiben. Das hat sich unter den wenigen, die meine Texte lesen, inzwischen herumgesprochen und diese sattsam bekannte Tatsache habe ich hier nur wiederholt, weil ich einen ordentlichen Einstieg in mein Thema wollte.

Jetzt bitte nicht erschrecken: Nikolaus Klammer ist in seinem bürgerlichen Leben ein Nerd – oder, wie man es in den USA nennt – ein Geek. Jetzt ist es raus: Er betreut unter anderem als Administrator Computernetzwerke, repariert und wartet PC’s, installiert Software und programmiert. Seit er sich in den 80ern des letzten Jahrhunderts einen C64 kaufte und ihn begeistert an einen kleinen, tragbaren Fernseher anschloss*, um in endlosen Nachtsitzungen tausende Peeks und Pokes einzutippen, hält ihn die Faszination gefangen, die für ihn von diesen Rechenmaschinen ausgeht. Bald schaffte er sich einen IBM-PC mit MS-DOS als Betriebssystem und einer schier endlosen Platz bietenden Festplatte mit sagenhaften 20 MB Speicher für seine Programmierversuche an. Er begann, Informatik zu studieren, schrieb in Pascal, Basic und Cobol, verdiente sich Geld mit Computerkursen und Software. Doch genug vom unverständlichen Technikgeschwätz. Dies ist ein Literatur- und kein Computerblog.

Ich will in der Hauptsache zwei Dinge von einem PC: Ich möchte auf ihm meine Texte schreiben und überarbeiten und ich will mit ihm spielen. Für die heutzutage so wichtigen Social-Media-Möglichkeiten der Computer interessierte ich mich nie. Am Anfang waren Rechner nur ein Spielzeug für Autisten, denen bereits ein einfaches Telefongespräch Schweißausbrüche und schlaflose Nächte beschert – also genau das Richtige für einen sozial impotenten Geek mich. Es mag absurd klingen, aber ich besitze zwar ein Notebook, ein Tablet, mehrere E-Book-Reader, PC’s und eine Spielekonsole, aber kein Smartphone oder Handy. Die Whats-App-Kommunikation überlasse ich Frau Klammerle.

Meine fundierten Computerkenntnisse sind selbstverständlich bei meinen Arbeitskollegen und bei meinen Freunden und Verwandten bekannt. Es vergeht keine Woche, in der ich nicht wegen irgendeines privaten PC-Problems um Rat und Tat gebeten werde. Das anschließende Gespräch hört sich dann ungefähr so an:

„Du, du kennst dich doch mit Computern aus. Ich hätte da mal eine Frage: Mein PC ist kaputt (… ist langsam, … hat kein Internet, … macht Geräusche, .. wird heiß, … fährt einfach runter, … startet nicht, … der Bildschirm sieht komisch aus, usw.). Woran kann das liegen?“

Ich fasse mich in Geduld. Sie ist mein zweiter Vorname. Nikolaus Patientius Klammer.

„Ich bin kein Hellseher, weißt du. Du würdest auf einer Party auch nicht einen zufällig anwesenden Arzt fragen, warum du gerade ein wenig Kopfschmerzen hast und was du dagegen tun kannst. Was passiert denn, wenn du ihn einschaltest?“

„Na ja, er geht nicht.“

Nein, ich werde jetzt nicht fragen, ob der Stecker vom Stromkabel in der Dose ist oder vielleicht der Netzschalter aus ist, denn dann kriege ich den „Ich bin doch nicht blöd“-Blick.

„Was hast du denn für ein Betriebssystem?“

„Na, WORD.“

„Nein, ich meine nicht ein Textverarbeitungsprogramm, sondern das Betriebssystem.“

„Microsoft.“

Ich stöhne leise.

„Das ist die Firma, die das Betriebssystem „Windows“ herstellt. Welche Version von Windows hast du denn?“

„Weiß nicht. Windows WORD?“

Ich stöhne lauter.

„Was ist denn zu sehen, wenn du den Rechner einschaltest?“

„Na – nichts. Das ist doch das Problem.“

„Der Monitor bleibt schwarz?“ Nein, ich werde nicht fragen, ob er ausgeschaltet ist.

„Nein, das steht schon etwas. Aber dann nichts mehr.“

„Und? Was steht da?“

„Keine Ahnung. So Zeug halt.“

Und so weiter und so weiter und so weiter und so weiter … Ähnlich sinnvolle Gespräche kann man über Grafikprobleme, Browser und nicht druckende Drucker führen. Ein weites Feld. Normalerweise lasse ich mich überreden, persönlich vorbei zu kommen und das Gerät in Augenschein zu nehmen. In den meisten Fällen genügt tatsächlich meine Anwesenheit, dass doch alles funktioniert. Das nennt man unter Computerfreaks den Vorführ-Effekt. Manchmal reicht es auch, wenn ich meine heilenden Hände auf das defekte Gerät lege. Und natürlich gibt es oft auch ein kleines Stromproblem. Selten ist wirklich etwas kaputt, aber dann ist nicht das Versagen der Komponenten der Grund, sondern der User der Verursacher der Schwierigkeiten. Mein Schwager bringt es zum Beispiel innerhalb eines Vierteljahres fertig, seine Computer so mit Trojanern, Adware und anderen Schädlingen zu vermüllen, dass man während des Startens des Rechners bequem ein paar Partien Schach (analog) spielen kann. Keine Ahnung, auf welchen Seiten er im Internet surft. Ich will es auch nicht wissen. Also muss ich wieder ran und die Kiste in Ordnung bringen.

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Nicht einmal dieses T-Shirt, das mir Frau Klammerle geschenkt hat, hat mir geholfen.

Wie viel Zeit habe ich wohl in meinem Leben damit verschwendet, vor einem fremden Computer zu sitzen und einem Balken dabei zuzusehen, wie er sich langsam von 0 auf 100 verschiebt, um dann irgendwo bei 97 stehenzubleiben? Wenn es einen Himmel gibt, hoffe ich, dass mir diese Tage oder eher Wochen auf meine Zeit im Fegefeuer angerechnet werden. Aber wie gesagt, ich bin ein legendär geduldiger Mensch und erkläre jedem gerne ein-, zwei-, dreimal oder öfter, wie man ein Netzwerk einrichtet, einen Text in Blocksatz setzt, eine Powerpoint-Präsentation automatisiert oder wohin – verdammt noch mal – die eben abgespeicherte Datei verschwunden ist.

Sagte ich jedem? Nein, es gibt eine Person, der kann ich überhaupt nichts erklären, ohne eine Ehekrise auszulösen. Das ist Frau Klammerle. Doch davon und unserem Versuch, gemeinsam ein Fotobuch von unserem Moselurlaub zu erstellen, berichte ich in der nächsten Woche.

———-

* Wenn ich den Commodore 64 einschaltete, konnte niemand mehr im vierstöckigen Mietshaus ohne Störungen fernsehen. Es wurde zwar verzweifelt nach den Ursachen der Bildausfälle geforscht, aber es ist nie jemand darauf gekommen, dass mein gewaltige Magnetfelder erzeugender Heimcomputer die Ursache war.

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