1.
In der letzten Woche quartierte sich in Diedorf ein neues Storchenpärchen ein. Ihr Nest ist direkt an der B300 auf einem Strommast. Am selben Tag begannen Arbeiter die Fangzäune für Kröten zu errichten, damit diese nicht im Paarungsrausch (die Kröten, nicht die Arbeiter) “Frogger” auf der Landstraße spielen.
Haben nun die Störche auf die Arbeiter gewartet oder die Arbeiter auf die Frösche? Oder die Frösche auf die Störche?
2.
Warum sind alle Rockgruppen, die ein “Black” im Namen tragen, gut? Roy Black hingegen eine Katastrophe?
3.
Für mich als bayerisch-rustikalen, ausufernd geschwätzigen Erzähler mit Adjektivsucht, der wie Proust nichts Kurzes schreiben kann oder will und dem jeder Satz und jede Geschichte und jeder Text ins Epische entgleiten, sogar eine Urlaubspostkarte, für mich ist Twitter ein Alptraum. Warum bilde ich mir dann trotzdem ein, dort meinen Senf im Telegrammstil beitragen zu müssen und quäle mich selbstzerstörerisch mit gerademal 140 Zeichen ab? (twitter.com/NikolausKlammer)
4.
Warum lesen Frauen “Shades of Grey” und nicht “Brautschau“? Meine Werke sind schließlich auch quälend trivial, mies geschrieben und bereiten beim Lesen Schmerzen aller Art. Mr. Klammer wird sie jetzt empfangen.
5.
In diesem Zusammenhang (eine Frage ergibt die nächste): Mir wurde vorgeworfen, ich sei in meinem Blog nicht politisch genug, den Glossen fehle der satirische Biss. Auf der anderen Seite war der am häufigsten angeklickte Beitrag dieses Jahres derjenige, in dem ich Frau Klammerles Muffin-Rezept verriet. Hat mein Blog mehr Publikum, wenn ich über griechische Mohammed-Cookies mit braunen Pegida-Stückchen schreibe? Und will ich das überhaupt? Denn eigentlich geht es mir wie Arno Schmidt: Ich lebe in der Literatur – der rest is a nightmare.
6.
In diesem Zusammenhang (s. o.): Warum wollte ich schon immer Schriftsteller werden, mein ganzes Leben lang? Ich habe mich nie für so wichtige Themen wie Fußball, Grillfleisch und Autos interessiert. Das stellt mich bei Smaltalk unter Männern ein wenig in die Ecke, denn niemand will mit mir über den Niedergang der deutschen Sprache und über Balzac reden. Oder über die wirklich wichtigen Dinge: Ob Erson in Brautschau seine Sakket wiedersehen wird und welches Spiel Alban und Ruben Waldescher eigentlich in Aber ein Traum mit Jonas Habakuk spielen. Welches in mein Unterbewusstes verdrängtes frühkindliches Trauma ist für diese schmerzhafte Neurose verantwortlich? Ist mir einmal beim Spielen im elterlichen Wohnzimmer die Bertelsmann-Ausgabe von Goethes Werken auf den Kopf gefallen?
Ich meine, ich frage ja nur …
