Ohren wie aus Marmorstein

So dringen meine Worte ein. Wie weiches Blei in Marmorstein.

Ist das Internet, ist dieser Blog eigentlich der richtige Platz für meine Literatur? Ist sie hier bewahrt, geachtet? In Hegel’schem Sinne aufgehoben? Ich glaube nicht an Verlage; zumindest nicht mehr in dieser Zeit, in der die Buchproduktion nur mehr der Gewinnmaximierung dienen muss, es nicht mehr auf den Inhalt des Buches, sondern nur noch auf seine Verkaufbarkeit ankommt und der, der am wenigsten an dem Ganzen verdient, der Autor ist. (Noch ärmere Schweine sind wahrscheinlich nur die Übersetzer). In dieser Zeit, in der dem Künstler massenhaft das Urheberrecht an seinen Werken streitig gemacht und sein geistiges Eigentum gestohlen wird, ist es also gleichgültig, ob ich mit einem Verlag einen Knebelvertrag ausmache oder meine Werke gleich verschenke:

Beides ist ein sicherer Weg in den Hungertod. Vielleicht nicht der schnellste. Aber der sicherste. Ich bin froh, dass ich nicht von meiner Literatur leben muss.

Wenn ich also gelesen werden will, egal, ob von 1000 oder nur von 1 Person, müssen meine Texte aus meinen Schreibtischschubladen und externen Festspeichern. Denn ich denke, dass die Gründe, aus denen ich schreibe, gute sind und ich eine Erfahrung anbiete, die trotz der Vielzahl der Publikationen eine einzigartige ist, die die Kultur bereichert und bunte Farbtupfer an graue Alltage pinselt. Ich muss meine Geschichten loslassen und auswildern. Ich muss mich von ihnen trennen und sie ihr eigenes Leben führen lassen. Natürlich könnte ich mich wie der König von Augsburg auf den Rathausplatz stellen und meine Bücher und Meinungen dort vor einem eiligen Einkaufspublikum prostituieren – und wahrscheinlich auf den Straßen der großen Stadt mehr Leser finden als hier im Blog -, aber das ist mir zu ungemütlich und anstrengend. Also verbreite ich meine Texte unter dem Namen einer meiner Romanfiguren über das Internet.

Und ich habe heute, in meinem 400. Blogartikel, die gleiche Botschaft wie bei den anderen 399:

Seht auf diesen Autor und lest. Leute, lest. Egal, was, aber lest!

Enden möchte ich mit den Worten eines anonymen Schreibers aus dem 8. Jahrhundert:

„Oh, glücklichster Leser, wasche Deine Hände und fasse so das Buch an, drehe die Blätter sanft, halte die Finger weit ab von den Buchstaben. Der, der nicht weiß zu schreiben, glaubt nicht, dass dies eine Arbeit sei. O wie schwer ist das Schreiben: es trübt die Augen, quetscht die Nieren und bringt zugleich allen Glieden Qual. Drei Finger schreiben. Der ganze Körper leidet…“

In diesem Sinne.

moi5

Auf die nächsten 400 Artikel!

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