Anmerkung Juni 2014:
Mein Blog läuft nun seit über einem Jahr. Als ich im Mai des vorigen Jahres mit ihm begann, wollte ich erst einmal vorstellen und meine Arbeitsweisen als Autor erläutern. Es entstand unter anderem der Artikel Schreibweisen (I), dem nie ein Schreibweisen (II) folgen sollte. Im heute noch einmal hochgeholten Artikel erzählte ich, dass ich meine Texte in aller Regel zuerst handschriftlich fixieren und sie dann erst in den PC übernehmen und erst viele Male überarbeiten würde, bis ich sie dem “Publikum” präsentiere.
Das ist freilich nicht immer der Fall. Eigentlich mache ich das momentan nur bei “Aber ein Traum”. Dadurch hat der Roman etwas Künstliches und Konstruiertes, mit dem ich gerade etwas hadere. Das auf der anderen Seite aber genau zu dieser Art von Geschichte passt.
Meine Blogartikel schreibe ich jedoch in aller Regel direkt in den Computer und überarbeite sie dort. Das mache ich ebenso mit dem “Geltsamer“ und der “Brautschau“. Dadurch sind die Versionen, die im Blog erscheinen, meist noch ungeschliffen und rau. Erst wenn ich sie für die Texteseite zusammenfasse und noch einmal überarbeite, nähern sie sich ihrer endgültigen Form an.
Woche für Woche lasse ich mich von den regelmäßigen Erscheinungsterminen dieser Geschichten jagen, die ich mir selbst auferlegt habe. Ich bin der Veröffentlichung immer nur kurz voraus und manchmal nicht einmal das. Die Texte mit dem Arbeitstitel “Dr. Geltsamers erinnerte Memoiren” entstanden anfänglich aus der Laune, kurze, spontane Geschichten zu eigenen, nachträglich verfremdeten Fotos zu schreiben. Doch bald wurde daraus etwas anderes, größeres: “Geltsamer” hat sich inzwischen zu einem veritablen und bereits recht umfangreichen Romanprojekt entwickelt, dessen erstes Kapitel, die geheimnisvolle Geschichte um die Tropenärztin Helena Kuiper, demnächst hier vollständig zu lesen und auch als E-Book downloadbar ist (Ich werde beim E-Book auch auf die extravagante Schriftart verzichten, die ich hier im Blog verwendet habe. Die haben einige kritisiert, weil sie schwer lesbar sei). Danach folgen im 2. Kapitel die Abenteuer von Sebastian Kerr im Berlin des Jahres 1929, dessen Leben auf seltsame Weise mit dem der brasilianischen Ärztin und ihrem Geheimnis verknüpft ist. Davon habe ich bereits die zwei anfänglichen Abschnitte gebloggt (Hier und hier).
Auch meine Textreserve bei “Brautschau”, das ich eilig als Ersatz für den an der Dickköpfigkeit des Autorenteams gescheiterten “Heimat-Grusel-Ärzte-Romans” jeden Dienstag hervorkrame, war mitten im fünften Kapitel Anfang dieses Jahres erschöpft. Bis dahin hatte ich diesen Text geschrieben, als ich 24 Jahre jung war; inzwischen bin ich mehr als doppelt so alt. Ob man wohl dem Roman einen Bruch anmerkt? Seit dem 6. Kapitel jedenfalls entstehen die Fortsetzungen zu “Brautschau” Woche für Woche. Und das ist auch der Grund, aus dem der Prolog erst jetzt erscheint. Weil ich ihn erst jetzt schreibe.
Und da funktioniert die Schreibweise des handschriftlichen Aufsetzens in der gemütlichen Umgebung eines Caféhauses einfach nicht. Und deshalb braucht “Aber ein Traum” viel Zeit…
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Ich schreibe an „Aber ein Traum“ seit mehreren Jahren.
Am Anfang kommt die Handschrift.
Das hat zwei Gründe:
Zum einen zwingt mich die Arbeit mit dem Bleistift zu Langsamkeit, zur Nachdenklichkeit. Es ist wie mit dem Wandern und dem Autofahren: Wenn ich gemächlich mit dem Bleistift in der Hand über die Zeilen schlendere, jeden Buchstaben ausmale, dann kommt meine Seele mit mir am Ziel – dem Ende des Absatzes – an. Ich komme meinen eigenen Gedanken hinterher und habe die Zeit, mich in die Stimmung meines Textes zu finden. Denn diese Stimmung ist zu Anfang wichtiger als lupenrein ausformulierte Sätze. Wenn ich dagegen einen Text tippe, bin ich meistens mit den Gedanken bei den technischen Spielereien (Blocksatz, Schriftart, Tippfehler usw.) oder in der Vorstellung bereits 2 Absätze weiter.
Nachteil des Handschriftlichen ist, dass ich manchmal schon nach ein paar Stunden meine eigene Klaue nicht mehr entziffern kann; das passiert vor allem bei zwischen die Zeilen geschmierten Einschüben, die mir im Augenblick des Aufschreibens unglaublich wichtig waren!
Ich schreibe handschriftlich nur in der Öffentlichkeit, also in einem Café oder einem Park. Ich glaube, Simone de Beauvoir hat einmal gesagt: „Der Schreibende ist der einsamste Mensch der Welt.“ Und wie eine Antwort liest sich eine Bemerkung Tschaikowskys an Nadeshada von Maeck:
“Wenn du in dir selbst keine Freude finden kannst, so blicke um dich. Geh ins Volk! Schau, wie es sich dem Vergnügen, der ungehemmten Freude hingibt.”
Im Café fühle ich mich zwar noch immer einsam, aber ich bin nicht mehr allein.
Ich hasse es übrigens, Briefe zu schreiben…
