Statistisches und eine Pause

Liebe Leserin, lieber Leser meines Blogs,

heute wende ich mich einmal an dich. Ich werde in den nächsten Absätzen ein wenig jammern. Wenn du darauf absolut keine Lust hast, was ich durchaus verstehen kann, weil heute das Wetter wieder sommerlich zu werden verspricht, du eigentlich lieber etwas zum Schmunzeln hättest oder meine larmoyanten Momente allgemein nicht goutierst, solltest du an dieser Stelle aufhören zu lesen und zum letzten Absatz scrollen, in dem ich zwei Ankündigungen machen werde.

Ich führe nun meinen persönlichen literarischen Blog seit 6 Monaten und habe inzwischen 160 Artikel, Glossen und Satiren geschrieben, jeden Sonntag kritisierte ich in den Wochenlesen Literatur, Freitags regte ich mich insgesamt achtzehnmal auf. Dazu kommen einige Gedichte,  Fotos, zwei Gastartikel meines Freundes Hans-Dieter Heun, ein gutes Dutzend Kurzgeschichten und ein noch nicht abgeschlossener autobiografischer Versuch, den Menschen wiederzufinden, der ich vor 35 Jahren war („Bei den Großeltern“). Ich veröffentlichte zehn Lieferungen des Abenteuerromans „Brautschau“ und die ersten 3 umfangreichen Kapitel meines Romans „Aber ein Traum“, der dem Blog seinen Namen gibt. Mir ist durchaus bewusst, dass ich damit viel preisgebe und für das Werk deshalb nie einen Verlag finden werde.

Grund genug, etwas Statistik zu betreiben. Wie mir meine Blogsoftware liebvoll aufschlüsselt, habe ich 29 sog. „Follower“, unter diesen sind zehn persönliche Bekannte, denen eine E-Mail zugeschickt wird, wenn ich Neues veröffentliche. Dazu kommen im Moment 22 Personen, die über Facebook informiert werden, also insgesamt etwa 50 Leute, die zumindest zeitweise Interesse an meinen Texten zeigten. Durchschnittlich habe ich von Fehlläufern (Spambots etc.) bereinigt monatlich 300 Zugriffe, am Tag also etwa 10. Die Tendenz ist über die das halbe Jahr hinweg leicht fallend, ich verliere von Monat zu Monat Leser, anstatt welche dazuzugewinnen.

Daraus ergeben sich für mich ein paar unangenehme Wahrheiten und Erkenntnisse. Mein Versuch, mir als extrem schüchterner Mensch mithilfe des Blogs sozusagen anonym eine kleine Leserschaft aufzubauen und als unstudierter Amateur in der Provinz an literarischem Leben teilnehmen zu können, muss erst einmal als gescheitert gelten. Die digitale Welt hier im Internet ist ebenso rau wie die analog. Wie in meiner Heimatstadt Augsburg gelingt es mir auch hier momentan nicht, die Seilschaften aufzubrechen und Kontakte zu knüpfen. Ich fühle mich wie ein Regentropfen, der an einer Öljacke abgleitet. Entweder fehlen mir einfach die Beziehungen oder es liegt an meiner Art zu schreiben, die doch nicht so wertvoll oder interessant ist wie ich dachte. Vielleicht wird auch von mir unbemerkt die Qualität der Texte schlechter…

Ich habe diesen Blog mehr aus Zufall begonnen (weil ich mit der Software herumspielte), verfolge mit ihm aber neben dem Versuch, eine Öffentlichkeit zu finden, ein weiteres, mir fast wichtigeres Ziel: Ich habe zwischen 1990 und 2010 nahezu überhaupt nicht mehr geschrieben, weil ich Verantwortung für meine Familie übernahm und einen Brotberuf ausübte, der mir die Zeit für die Literatur nahm. Ich las zwar noch – Unmengen, wie ich zugeben muss – dichtete aber nicht mehr. Danach, nachdem sich die Situation entschärft hatte, gelang es mir nicht, einen Text aufs Papier zu bringen. Ich erlebte den berühmten horror vacui, die Angst vor dem leeren Schreibblatt, der weißen Fläche des jungfräulichen Word-Dokuments. Nichts half; kein Tagebuch, kein automatisches Schreiben, keine Rituale, keine Teilnahme an literarischen Foren.

Dass ich gerade wegen des täglichen Schreibens, dem Zwang, dem ich mich hier mir stelle, dieses „Nicht-Seiende“ überwunden habe, ist für mich persönlich der Erfolg meines Blogs. „Aber ein Traum“ und „Brautschau“ laufen wie geschmiert; es entstehen nebenzu neue Kurzgeschichten und Erzählungen. Ich habe keinerlei Probleme, mich an den Schreibtisch zu setzen und literarisch zu arbeiten, einen Artikel zu schreiben.

Aus diesem Grund werde ich meinen Blog auch weiterführen. Ein paar Leser habe ich ja, die ich nicht enttäuschen will, es gibt sogar eine, die „Brautschau“ liest. Ich werde jedoch eine kleine Pause einlegen, sozusagen „Blogurlaub“ machen – nicht lange, nur ein-, zwei Wochen, um mir darüber klar zu werden, wie ich hier weitermachen will. Deshalb werde ich morgen außer der Reihe das Ende des 3. Kapitels meines Dienstagsromans „veröffentlichen“ und dann erst einmal verstummen.

Ich kehre zurück.

Liebe Grüße, Nikolaus Klammer

PS. Ich wäre sehr dankbar, wenn ich auf meine angehängte Umfrage die eine oder andere Antwort bekäme. Es kann mehr als nur eine Antwort angekreuzt werden…

6 thoughts on “Statistisches und eine Pause”

  1. Nicht verzweifeln! Ich habe meinen -dingfest-blog ungefähr genau so lang und es ist ein ähnliches auf und ab. einen wirklichen zusammenhang zwischen meiner aktivität und dem traffic dort kann ich nicht erkennen. es geht rauf und runter. jedoch merke ich, dass kürzere artikel, texte oder am besten bilder deutlich besser wahrgenommen werden als lange. vielleicht ist das ein ansatz. ich kenne aber eine menge blogger, die -bei mehr oder weniger aktivität und/oder qualität- bei ähnlichen zahlen herumkrebsen. man steckt nicht drin! eine kleine treue leserschaft ist vielleicht besser als eine riesige aus nebenbei-likern, die gar nicht richtig lesen…..wünsche alles gute!

  2. Ich danke dir für deinen mitfühlenden Kommentar und grüße zurück.
    So ähnlich sehe ich das ja auch. Ich habe mein kleines Publikum und bin eigentlich damit ganz zufrieden: Jammern auf hohem Niveau. Aber du kennst das vielleicht. Ein kleines Fünfzeilengedichtlein kriegt 30 Zugriffe, eine Kurzgeschichte, an der ich lange arbeitete, 10, „Brautschau“ ganze 4. Das erzeugt Bruxismus…

    Tatsächlich – und das war der Anlass für ein wenig Statistik – habe ich in den nächsten zwei Wochen einfach keine Zeit, viel online zu sein. Ich wollte nur klarstellen, dass ich Pause mache und nicht aufgebe.

  3. Ich habe bei der Meinungsumfrage unter „other“ etwas hinzugefügt. Da steht nun aber nur 50%, sehr aufschlussreich.
    Ich schrieb, Fortsetzungsroman ist ok. Aber Kurzgeschichten, Erzählungen etc. in kleinen Happen dazwischen würden mir persönlich auch gut munden.

  4. Es ist mein erster Versuch mit einer Umfrage, ich übe noch. Das mit den 50% ist richtig, da bisher zwei Personen abgestimmt haben.
    Ich danke dir für deine Meinung. Vergiss nicht, der Dienstagsroman kommt diesmal schon am Freitag.
    Deine Anregung nehme ich auf und ich werde ausprobieren, ob eine Erzählung in zwei, drei Fortsetzungen für den Blog geeignet ist.

  5. Habe ich den Dienstagsroman, der diesmal am Freitag kommt, verpasst? Bin momentan leider nicht so auf „Zack“, es gehen Dinge, die mir doch wichtig sind, einfach an mir vorbei, ohne mich zu grüßen oder zu fragen, ob sie noch ein wenig verweilen sollten.
    Du musst wieder auf fb schreiben, dann bin ich besser informiert über deine Aktivitäten.

  6. Im Moment beschränken sich meine Aktivitäten auf Familiäres (Ich habe Sohn Nr. 1, den Mikrobiologen, von Freiburg wieder zurück in den warmen elterlichen Schoß umgezogen und suche noch immer mit ihm nach einer Unterkunft in Tübingen, obwohl das Semester bereits vor 2 Wochen begann) und Internetfernes (heute nutzte ich mal den letzten schönen Herbsttag und war bergwandern). Letzten Freitag beschloss ich das dritte Kapitel des Dienstagsromans. Ab Montag gibt es wieder neue Artikel (Ich beginne mit einer Novembergeschichte, dann folgt der Beginn des 4. Kapitels von Brautschau, in dem Half im „König des Hügels“ gefangen ist).
    Ich danke dir für dein Interesse, funkafire. FB nervt mich gerade. Da wird es vielleicht noch etwas dauern, bis ich mich dort wieder melde. Aber ich kann ein Foto von meiner Wanderung dort posten.

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